
Planen, Tracken, Entdecken: Kajak mit „Canua“
Wir haben im Vorstand zu nahezu jeder Monatssitzung Anmeldungen von neuen Mitgliedern. Es macht also Sinn, noch einmal über die „Canua“-App zu reden, und sie vorzustellen. Weil mindestens die Neuen die App wahrscheinlich gar nicht kennen.
Die Canua-App ist eine gute Hilfe für Kajak- und Kanufahrer,
- die Wandertouren auch über mehrere Tage machen,
- die ihre regelmäßigen Fahrten aufzeichnen und in einem Fahrtenbuch speichern möchten,
- die ihre nächste Kanutour am Bildschirm planen und speichern möchten,
- für Kajakfahrer, die gerade den Atlantik überqueren und an Tag 12 gerne wissen möchten, wo sie sich eigentlich genau befinden 😉
Der Reihe nach. Was ist Canua?
Canua ist eine App, die es für IOS und Android gibt. Außerdem funktioniert sie auch auf dem IPad. Sie ist speziell für Paddler und Kanuten entwickelt.
Planung

Es gibt einen Planungsteil, dort könnt Ihr auf einer Karte per Fingertipp eine Route zusammenstellen. Die App beherrscht das Autorouting – das heißt: Ihr gebt den Startpunkt ein und speichert ihn. Dann gebt Ihr den Zielpunkt ein und speichert den. Canua berechnet automatisch die Route. Hier zeigt sich auch die Spezialisierung auf Paddler: Wollt Ihr beispielsweise auf der Schlei fahren und gebt als Start „Haithabu“ und als Ziel Olpenitz ein, dann werdet Ihr feststellen, dass Canua nicht die kürzeste Strecke ausrechnet, sondern jede Bucht in der Planung ausfährt. Das deswegen, weil die App davon ausgeht, dass Kajak- und Kanufahrer sich grundsätzlich in Ufernähe aufhalten, und nicht etwa ausgedehnte Buchten schnibbeln wollen. Außerdem erhaltet Ihr beim Autorouting eine recht genaue Kilometerangabe über die ausgewählte Strecke.
Das Autorouting halluziniert manchmal: dann sucht Canua die Route einfach über Luftlinie. Das kann man verhindern, indem man auf der Route mehrere Zwischenziele per Hand mit einspeichert.
Ich nutze diesen Teil der App gerne für mehrtägige Touren. Dabei plane ich jeden einzelnen Fahrtag als eigene Strecke von Campinggelegenheit zu Campinggelegenheit.
Was sehr hilfreich ist: Canua hat eine Menge Detailinformationen für Paddler. Etwa über Campingplätze und DKV-Stationen oder über Stauwehre, die zwischen Euch und Eurem Ziel liegen. Restaurants sind verzeichnet, besondere Gewässereigenschaften und Brücken. Dazu gibt es noch allgemeine Informationen. All diese Infos sind als vereinheitlichte Symbole in der Karte dargestellt. Tippt Ihr sie an, öffnet sich ein Infokasten mit weiteren Details dazu. Diese Features nutze ich sehr oft auf Fahrten.

Kritik: Geplante Touren werden nicht zum Beispiel zwischen IPad und IPhone synchronisiert – das ist softwareseitig einfach nicht vorgesehen, die Touren sind an das jeweilige Gerät gebunden.
Allerdings kann man diese Einschränkung umgehen: In seiner neuesten Version kann Canua eine Route teilen und per Mail verschicken. Öffnet der Empfänger die Mail und klickt auf den enthaltenen Link, dann öffnet sich automatisch Canua – sofern es installiert ist – und importiert die Route.
Was ich auch vermisse: Eine Canua-Webapp, mit der man am großen PC zuhause in aller Gemütlichkeit Touren planen kann – um sie dann idealerweise auf das IPhone oder das IPad zu übertragen. (Gilt analog natürlich für Android).
Bis auf diese Punkte ist Canua aber ein gutes Tool für Planung und unterwegs.
Touren

Außerdem könnt Ihr Euch auf Canua Touren empfehlen lassen. Diese Touren kann man einzeln kaufen und abspeichern. Sie kosten häufig zwischen 99 Cent und 1,99 Euro. Mehrtägige Touren sind dann in einzelne Tagesetappen unterteilt und enthalten jeweils eine kurze Charakteristik mit Hinweisen für die Etappe. Das ist sehr schön, wenn man sich einfach mal leiten lassen möchte. In der Regel sind dort auch die Übernachtungsmöglichkeiten angegeben und kurz bewertet.
Tracking

Tracking ist das Aufzeichnen von gefahrenen Strecken über das bordeigene GPS des Handys oder des Tablets. Die Bedienung ist simpel. Man wählt den Reiter „Aufzeichnen“, drückt auf Start, und ab dann trackt Canua die Fahrstrecke.
Was sehr schön ist: Man kann die aufgezeichnete Strecke an das „Elektronische Fahrtenbuch“ übermitteln. Das elektronische Fahrtenbuch EFB ist eine Webapp des Deutschen Kanuverbandes. (https://efb.kanu-efb.de) Dort kann man seine Fahrten eintragen, speichern und bewerten lassen (Ich kann das EFB gerne in einem der nächsten Newsletter genauer vorstellen). Wenn man die Canua-App entsprechend beauftragt und ihr die Freigabe gibt, füllt sie das EFB automatisch aus. Dann spart man sich das eigene handschriftliche oder sonst wie angelegte Fahrtenbuch.
Allerdings saugt die Trackingfunktion von Canua erheblich am Akku des Handys. Das stört mich auf mehrtägigen Fahrten, wenn ich nicht weiß, ob ich am Abend das Handy ans Stromnetz hängen kann, oder ob ich längere Zeit auf meine Akkupacks angewiesen bin. Deswegen nutze ich die Funktion fast nie. Sie ist aber gut für Leute, die dieses Problem nicht haben – und die ist auch gut, wenn man einfach regelmäßig seine Hausrunde fährt und zum Beispiel gerne Geschwindigkeitsprotokolle haben möchte.
Gewässerdatenbank
Außerdem hat Canua eine umfangreiche Gewässerdatenbank. Gibt man beispielsweise „Lenne“ ein, bekommt man grundsätzliche Informationen über den Fluss, seine Eigenschaften im Verlauf und eine Übersicht über die Stauwehre.
Die Canua-App ist in ihrer Spezialisierung auf die Paddelgemeinde einzigartig und schon deshalb für Wanderfahrer eine Empfehlung. Sie deckt so gut wie jede Pfütze in Europa ab, solange diese Pfütze paddelbar ist. Insgesamt sind 5000 Gewässer in 20 Ländern kartiert.

Die App gibt es kostenlos mit Basisfunktion und als Plus-Edition. Mit den Basisfunktionen kann man schon ganz ordentlich arbeiten, aber die Plus-Edition macht in meinen Augen mehr Sinn. Die Plus-Edition kostet derzeit 31,99 Euro im Jahr, wenn man Mitglied im Deutschen Kanuverband ist. Ohne Mitgliedschaft kostet die App 39,99 Euro. Man bekommt Canua im „Google-Play-Store“ und im Apple „Appstore“.
(Ralf Schaepe)
