
Mitten in Westfalen: Ralf Kuhenne
Er hat schon eine Atlantiküberquerung auf der Gorch Fock mitgemacht. Und ist doch: Ein Westfale geblieben.
Wenn man einen typischen Westfalen auf Wikipedia beschreiben wollte, könnte man mit Ralf Kuhenne anfangen. Da läge man schon mal ganz gut im Wahrheitskorridor, und der richtige Text flösse fast automatisch.
Im Text müsste vorkommen: bodenständig, ruhig, bescheiden, er kommt eher mit weniger Worten aus – ach ja, und: ein Westfale ist stur. Ist Ralf auch.
Beruflich findet sich das Westfälische in der Kontinuität. Ralf ist bei der Bahn in die Lehre gegangen und hat dann an der FH studiert. Ralf Kuhenne ist Elektroingenieur. Und zwar einer, der sein gesamtes Berufsleben bei drei Firmen in Schalksmühle verbracht hat. Das Berufliche bestimmte in gewisser Hinsicht auch sein politisches Leben. Mit dem Anfang der Lehre ging er in die Gewerkschaft – das war damals so. Und die Gewerkschaft war der SPD näher als anderen Parteien, und in die SPD ist er mit 17 oder 18 eingetreten. Das spielt später noch eine Rolle.
„Wo es mir gefällt, bin ich eigentlich immer länger geblieben.“
Landschaftlich passt es sowieso mit dem Westfalenstyle: 1961 in Schalksmühle geboren, dann als Kind nach Dahl gezogen und dort bis 1988 geblieben, und dann nach Hagen gezogen.
Die Sache mit der Atlantiküberquerung muss chronologisch gesehen an dieser Stelle mit hineingequetscht werden: Sie passierte bei der Bundeswehr. Ralf gehörte zur Segelmannschaft der Gorch Fock, und die segelt halt gelegentlich über den Atlantik.
Ansonsten aber wieder Heimat. In Dahl ist der TSV d e r Verein; dort hat er erst Handball gespielt und dann ein kurzes Intermezzo als Handballschiedsrichter gegeben.
„Das war aber nicht so mein Ding“, sagt er. Er hat bei den Alten Herren gepfiffen, und die waren zu motzig. Die Damen waren da besser drauf, aber trotzdem war es das mit dem Handball irgendwann. Stattdessen ist er mit Mitte 30 aufs Rennrad gestiegen. Ambitioniertes Hobbyfahren kann man nennen, was er da auf dem Rad angestellt hat. So an die 10 000 Kilometer im Jahr.

Ein typischer Sonntag auf dem Rennrad fing in Lüdenscheid Brügge an, dauerte 120 Kilometer und etliche Höhenmeter, weil die Höhenmeter in der Gegend nun mal da sind. Vor dem Sonntag war dann noch der Samstag – ebenfalls auf dem Rennrad. Was er zu der Zeit auch schon gemacht hat: Windsurfen.
Das mit dem Rennrad endete mit Corona. In der Zeit zerschellte eine Urlaubsplanung an den Einschränkungen. Sozusagen aus der Not geboren, fing das mit dem Kajak an. Er lieh sich ein Kajak und fuhr in „Mäc Pomm“ auf der Oberen Havel und auf der Spree. Irgendwann hat er sich kurzentschlossen ein Kajak gekauft. Damit paddelte er öfter mal von Fröndenberg bis Hagen die Ruhr herunter. Bei diesen Touren traf er auf die Paddler des KCH und ist dann in den Club eingetreten.
Das Kajakfahren war eines der Dinge „die ich in meinem Leben noch machen wollte“. Und er hat herausgefunden, dass er das mag: „Ich bin gerne draußen, ich zelte gerne, ich mag die Ruhe und die Natur.“
Was irgendwie ins Bild passt, auch wenn es dann motorisiert ist: Ralf hat eine kleine Sammlung von Motorrädern. Fünf Mopeds sind angemeldet, drei eher Ersatzteillager. Mit seiner Transalp etwa ist er in Marokko gewesen und in den Alpen – auch das passte noch in den Lebenslauf.
Das Berufsleben hat er mittlerweile hinter sich gebracht. Im Sommer 2024 ging Ralf in Altersteilzeit. Ach ja, die Politik: Ralf Kuhenne war in seinem SPD-Ortsverein Eilpe-Dahl aktiv – als Schriftführer. Das ist nicht das, was man macht, wenn man eine Parteikarriere anstrebt. Schriftführer wird man eher, wenn man sich in die Pflicht nehmen lässt. In der vergangenen Legislaturperiode war er dann Mitglied der Bezirksvertretung Eilpe-Dahl. So eine Bezirksvertretung ist zwar einerseits das kleinste denkbare Parlament – aber andererseits ungeheuer arbeitsintensiv. Jedenfalls, wenn man sich auf die Themen vorbereitet. Die Papierberge sind immens und Ralf hatte sich selbst in die Pflicht genommen, die Stadtteilpolitik ernsthaft zu betreiben. Mit dem Ergebnis, dass Urlaube „um wichtige Sitzungen herum“ geplant worden sind. Das ist nach der letzten Kommunalwahl ebenso vorbei, wie es kurz vorher das Berufsleben war.
„Ich bin ein zufriedener Mensch“
Im KCH macht Ralf so ziemlich alle der Vereinsfahrten mit – und ließ sich wieder in die Pflicht nehmen. Seit der letzten Mitgliederversammlung ist er im Vorstand als zweiter Vorsitzender aktiv.
Was ihn empfiehlt, ist seine Art: Wie gesagt, eher ruhig, und eher wenig Worte. Aber zuverlässig und immer da, wo eine Hand gebraucht wird. Und… wie soll ich das beschreiben… das Innere passt zum Äußeren. Ralf wirkt von außen so, als würde er in sich ruhen und er sagt von sich: „Ich bin ein zufriedener Mensch.“ Außerdem ist er hilfsbereit, betont seine Lebensgefährtin Birgit. Ich möchte noch hinzufügen: Er ist ein Beobachter. Und er hat nicht den Drang, immer gleich etwas zu dem zu sagen, was er da so beobachtet hat.
Bisher hat Ralf so gelebt, wie es ihm entspricht: Westfälisch, bodenständig. Das dürfte erheblich zu seiner Gesamtzufriedenheit beitragen. Und das dürfte auch weiter der Fall sein, denn warum soll man etwas ändern, was einen zufrieden macht? Und das ist auch gut für den Verein, denn er sagt: „Wo es mir gefallen hat, bin ich eigentlich immer recht lange geblieben.“
(Ralf Schaepe)
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