Ich glaub, ich fahr im Wald… – Paddeln im Spreewald

VonSusanne Wagner

Ich glaub, ich fahr im Wald… – Paddeln im Spreewald

[ape-gallery 4325]Nach einer Woche paddeln im Spreewald dachte ich, es wäre vielleicht ganz gut, ein paar Informationen und Tipps für andere interessierte Paddler im Verein zusammenzustellen.
Zusammen mit einem Kumpel bin ich Anfang September dort gewesen; Wir hatten eine Woche Zeit und waren auf der Suche nach Natur und Wasser und Boot…- Der Spreewald bietet sich genau dafür an. Ich werde dort ganz sicher noch einmal hinfahren.
Der Spreewald ist eine ziemlich alte Kulturlandschaft südlich von Berlin. Je nach dem gewünschten Startpunkt sind es von Hagen aus etwa 560 Kilometer bis dorthin.

Grundinfos zum Spreewald:

Der Spreewald ist ein sehr urtümlich wirkender Wald entlang der Spree von ca 55 Kilometern Länge. Seinen Namen hat er von der Spree, die dort her fließt, und sich in dem Gebiet stark verzweigt.
Der Spreewald wird grob in zwei Bereiche unterteilt: Den Oberspreewald und den Unterspreewald. Dabei ist verwirrenderweise der Oberspreewald „unten“ auf der Karte und der Unterspreewald „oben“.

Zusätzlich zu den Verzweigungen der Spree kommen von Menschenhand angelegte Gräben und Kanäle, die das Gebiet für uns Paddler interessant machen: Wir finden dort ein komplettes Netz von Wasserwegen, die dort „Fließe“ genannt werden. Wir reden hier von insgesamt 1575 Kilometern natürlicher und künstlicher Wasserwege. Davon sind rund 270 Kilometer als Landeswasserstraßen ausgewiesen.
Die Gegend war schon vor Christi Geburt besiedelt, im 18ten Jahrhundert entstanden die zusätzlichen Kanäle, weil die Menschen die Gegend für landwirtschaftliche Nutzung entwässert haben.
Heutzutage präsentiert sich der Spreewald dem Paddler wie ein Urwald (der er aber nach Definition gar nicht ist; er ist eine Kulturlandschaft), der von einem großen Wasserstraßennetz durchzogen ist. Der Spreewald ist mittlerweile Biosphärenreservat und unterliegt Schutzbestimmungen. Tourismus ist neben Landwirtschaft eine der Haupteinnahmequellen der dort lebenden Menschen.

Ein paar Eindrücke (sehe Fotos unten):

Typisch für den Spreewald sind die Spreewaldkähne: Im Grunde einfache Fahrzeuge, die mit sogenannten „Rudeln“ gestakt werden. Sie dienten früher vor allem dem Transport wirtschatlicher Güter, heute begegnen sie einem als Touristenboote, die von den Spreewaldkapitänen geführt werden.
Die meisten Reiseführer für den Spreewald, empfehlen Paddlern dringend, den relativ langen Booten auszuweichen. Ein Grund dafür: Die Kahnführer haben es oft mit entgegenkommenden Paddlern zu tun, die ihr Boot nicht sicher beherrschen – entsprechend sind sie dankbar, wenn Entgegenkommer einen klaren Ausweichkurs fahren.

Im Spreewald gibt es viel Natur und ein paar Ortschaften, die aber in der Saison stark frequentiert sind. Die wichtigsten Ortschaften sind: Schlepzig, Lübben, Lübbenau, Burg.
In den Ortschaften kann man sich gut versorgen, sie sind aber auch Anlaufpunkt für Touristen und damit deutlich lebhafter als der Rest des Spreewaldes.

Paddeln und übernachten

Wie gesagt, der Spreewald ist ein Biosphärenreservat. Das sind Modellregionen, bei denen die nachhaltige Nutzung Ziel ist. Die Natur soll erhalte bleiben. Gleichzeitig ist Nutzung durch Menschen erwünscht – soll aber im Ausgleich mit den Interessen der Natur und der biologischen Vielfalt erfolgen.
Für uns Paddler heißt das: Wir dürfen durch den Spreewald paddeln, es ist aber nur an ausgewiesenen Stellen erlaubt, an Land zu gehen und zu rasten.
Die Spree fließt im Mittel mit 1,8 km/h von Süden nach Norden. Sämtliche Gewässer sind einfach zu paddeln, größere paddeltechnische Herausforderungen sind nicht zu erwarten.
Es gibt etliche Wasserwanderkarten für den Spreewald, und die sind auch sehr zu empfehlen. Immerhin sind an den meisten Gewässerkreuzungen Hinweisschilder praktisch wie auf einer Bundesstraße). Trotzdem sollte man eine Karte immer griffbereit haben.
Eine Besonderheit sind etliche Schleusen im Wassersystem. Die meisten Schleusen sind auf Selbstbedienung ausgelegt. Wenn man es einmal gemacht hat, versteht man es eigentlich auch schon.
Ich versuche mal, es kurz zu beschreiben:

  1. Die Schleusentore haben in der Regel lange Schubstangen, um sie zu öffnen und zu schließen.
  2. Außerdem haben die Schleusentore Schieber, um den Wasserdurchfluss zu regulieren.
  3. Man fährt in die Schleusenkammer, schließt die offenen Tore.
  4. Dann schließt man den dazugehörigen Schieber.
  5. Man öffnet den Schieber der anderen beiden Tore
  6. Wenn der Wasserstandsausgleich erfolgt ist, öffnet man das Ausfahrtstor

Viel falsch machen kann man nicht, weil es zum Beispiel unmöglich ist, gegen den Wasserdruck ein Schleusentor falsch zu öffnen.

Man kann aber vergessen, den unteren Schieber zu schließen, wenn man bergauf schleust. Dann rauscht Wasser durch die Schleuse, aber der Wasserstand in der Schleuse ändert sich nicht. In diesen Fall verschwendet man das in Brandenburg durchaus knappe Wasser (das ist mir einmal passiert).

An den Schleusen stehen jeweils noch einmal Tafeln mit Bedienungshinweisen.
Ganz wichtig: In Touristenorten haben sich Schulkinder angewöhnt, als Schleusenwärter ein paar Euro zu verdienen. Für den Fall sollte man ein oder zwei Euro Schleusengeld in die bereitstehenden Töpfe zu geben.

Einheimische haben uns erzählt, dass an Stelle von Schulkindern auch schon mal Arbeitslose sich als Schleusenwärter dorthin stellen, um so an den ein oder anderen Euro zu kommen. Wir hatten damit kein Problem (ist zweimal passiert), aber die Einheimischen erzählten es in etwas abfälligem Tonfall; sie stören sich daran, dass man den Schulkindern dann die Verdienstmöglichkeiten nimmt.

Wild campen ist verboten. Campingplätze sind ausreichend vorhanden, es gibt außerdem 8 sogenannte Biwakplätze. Das sind nach unseren Erfahrungen sehr unterschiedlich (aber tendenziell eher sparsam) ausgestattete Stellen zum Übernachten mit dem Zelt. Das kann etwa ein Restaurant im Wald sein, dass außerdem seine Wiese als zeltwiese anbietet; in dem Fall hat man eine Biwakplatz mit angeschlossener Bar.
Es kann auch eine Wiese direkt am Hafen von Schlepzig sein.

Die Preise für das Übernachten mit dem Zelt sind höchst unterschiedlich und teils happig. Unser teuerster Zeltplatz hat 48,- Euro für zwei Zelte, zwei Boote und zwei Personen gekostet. Der günstigste lag bei 7,50 Euro. 

In diesem Zusammenhang: Es ist wichtig, ausreichend Bargeld dabei zu haben, in den Ortschaften findet man zwar Geldautomaten, aber man findet nicht überall Ortschaften… allerdings war es zumindest in Restaurants oft möglich, per EC-Karte zu zahlen.

Ganz wichtig:

Man sollte auf jeden Fall Mückenspray mitnehmen. Und was wir auf der Fahrt zu schätzen gelernt haben, sind diese Mückenbrennstifte. Mit Wärmeentwicklung behandelt man einen Mückenstich in ein paar Sekunden: Die Wärmezerstört die Eiweiße der Mücken, es hört praktisch sofort auf zu jucken. Die Dinger gibt es in jeder Apotheke.

Saison:

Die Saison geht von April bis Oktober. Wer Touristenrummel vor allem im Oberspreewald vermeiden will, sucht die Nebensaison. Wir sind Anfang September gefahren – das war nach Aussage von Revierkundigen der Saisonausklang.

Internet:

Ralf Schaepe

Über den Autor

Susanne Wagner editor